Schloß Wernigerode - Blick hinter die Kulissen

Im Rahmen unserer Silvestertanzreise haben wir Schloß Wernigerode Ende Dezember 2018 besichtigt. Das Schloß thront über Wernigerode und bietet den Anblick eines mittelalterlichen Märchenschloßes, beziehungsweise das, was der Erbauer sich Mitte des 19. Jahrhunderts darunter vorgestellt hat. Das heutige Schloß ist im Stil des Historismus erbaut, ursprünglich stand an der Stelle eine "richtige" mittelalterliche Burg, dann ein Barockschloß und schließlich die relative junge, heute zu besichtigende Anlage. Rauf auf den Berg geht es zu Fuß oder für kleines Geld mit der Bimmelbahn. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs war auf dem Schloß relativ viel los, da der Wintermarkt im Schloßhof noch im vollem Gange war. Durch die Prunkräume und Privaträume der Schloßherren sind wir relativ zügig durchgegangen, es war einfach zu voll und außerdem wollten wir ja zu der mit Spannung erwarteten Führung hinter die Kulissen. 😎

Endlich ging es los! Wir sind erstmal nach unten gewendelt und sind im Keller gestartet bevor es über gefühlt 1000 Stufen wieder nach oben ging. Über ein Nebentreppenhaus erreichten wir zuerst das "Radio" des großen Festsaals, der Bereich in dem die Musiker saßen. Von der Musikerloge aus hat man einen schönen Blick über den Saal, jedoch musste hoffentlich nie einer von denen seinen Kontrabass die Wendeltreppe hochschleppen. Cello wäre schon ambitioniert...

Weiter ging es durch einen nüchternen, unter einer Dachschräge gelegenen Gang, von dem die Zimmer für Bediensteten von Gästen abgingen. Diese Räume bieten einen wunderschönen Ausblick über das Dach des Schloßes hinunter nach Wernigerode. Heute werden sie als Lagerräume genutzt. Die Dienerschaft hatte früher ein Etagenklo und ein Waschbecken in der Größe einer Pferdetränke. Oben unter dem Dach ist man ganz weit weg von Glanz und Gloria....

Über Treppen,  in Gänge, durch niedrige Türen (Achtung, Kopf einziehen) verliert recht schnell die Orientierung wo man sich gerade befindet. Unsere engagierte Schloßführerin hat uns auch eine Anekdote eines Malergesellen erzählt, der sich tagelang in dem Dachlabyrinth versteckt hatte. Man sollte für die Dachführung eine gewisse Grundfitness mitbringen, es sind wirklich viele Stufen, unebene Bodenbeläge, es geht über und unter Balken. Auch eine gewisse Affinität zu Staub und Spinnweben ist nicht verkehrt. Das Dach selbst wurde im Originalzustand erhalten bzw. restauriert. Keine Wärmedämmung um das Gebäudeklima des Schlosses zu erhalten. Im Winter also Jacken, Mütze, Handschuhe dabei haben.

Kurioserweise kann man aus manchen Dachfenstern und Luken wunderschöne Steinfiguren auf dem Dach sehen, die man nur von dort aus sehen kann. Man kann auch Erker betreten, die von außen am Schloß sehr schön anzusehen sind und man fantasiert, welches Burgfräulein wohl da ihr Gemach hat. Es sind aber nur Attrappen, nackte unverputzte Wände, winzig und nicht bewohnbar. Das Dach dient auch als statische Aufhängung für die Decke des großen Festsaals und durch eine Falltür kann man die Feierlichkeiten weiter unten beobachten oder die Aufhängung des großen Kronleuchters bestaunen.

Wer will, kann den großen Turm besteigen oder sich Bilder zu den Dreharbeiten vom Kleinen Gespenst anschauen, der Film wurde dort gedreht und das Schloß bietet für kleine Besucher auch Themenführungen an. Zum Zeitpunkt unseres Besuches gab es auch noch eine Sonderausstellung zum Thema Schokolade, dank unserer Reiseleitung auch mit Kostproben 😊

Durch unrenovierte Gästezimmer, Dienstbotenräume und ehemalige Kinderzimmer sind wir zum Abschluß in der Schloßkirche gelandet. Wunderschön geschmückt von Weihnachten und hier gab es noch mein persönliches Highlight: ein Orgelvorspiel weihnachtlicher Melodien. Die Titelmusik von 3 Nüsse für Aschenbrödel war genauso dabei wie Oh du Fröhliche. Es hatte etwas Erhabenes, Majestätisches und ganz und gar Ergeifendes: die Töne umfingen einen, gingen duch einen durch, man konnte sie körperlich spüren, ein magic moment.

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