Vom Rechenschieber bis zum Supercomputer: Das Heinz-Nixdorf-Forum in Paderborn

August ist tänzerisch gesehen jedes Jahr eine Durststrecke für uns, es gibt kaum Tanzveranstaltungen und im Verein ist trainingsfreie Zeit. Gelegenheit also, sich an andere Dinge heranzuwagen. Ins Museum gehen wir ganz gerne, Highlights sind natürlich Veranstaltungen wie damals der Hot Jazz im Museum Böckstiegel. Neueste Technik bestimmt nicht wirklich unser Leben und so hatten wir das weltgrößte Computermuseum in Paderbon, das HNF, lange nicht auf dem Schirm. Letzten Sonntag haben wir uns dann sozusagen rübergebeamt und uns danach gefragt, warum wir nicht schon längst einmal dagewesen waren.

Das Museum befindet sich in der ehemaligen Firmenzentrale von Nixdorf und zeigt eine Dauer- sowie eine wechselnde Sonderausstellung. Wir haben uns natürlich Karten für beides gekauft. Mit den Eintrittskarten kann man übrigens kostenlos innerhalb eines Jahres noch einmal die Dauerausstellung besuchen. Faszinierend, wie Mr. Spock sagen würde.

In der Dauerausstellung geht es um die Entwicklung von Computern und Informationstechnologie, von der ersten Keilschrift angefangen. Wer mag, kann sich von einem fröhlich blinkenden, nicht humanoiden Mitarbeiter durch die Ausstellung führen lassen oder zusätzlich Infos erhalten. Wir haben uns ohne technische Unterstützung durchgearbeitet, vorbei an Schiefertafeln, Schreibmaschinen, Taschenrechnern bis hin zu den Exponaten, die in meiner Kindheit das Neueste vom Neuen waren: statt im Jugendzimmer steht der C64 nun im Museum. Auch mein erstes Handy gab es in einer Vitrine zu bestaunen, unser Telefon zu Hause im Wohnzimmer, die „Graue Maus“ aus den 1960er Jahren, ebenso wie Mamas viel benutzte Schreibmaschine.

Ganz wunderbar ist, dass man in dem Museum viel rumdaddeln, ausprobieren und machen kann. Interaktion mit Künstlicher Intelligenz? Ein Porträt von Vincent dem Zeichenroboter? Das Innenleben der Enigma-Maschine? Alles aus der Nähe, live und in Farbe! Dazwischen immer wieder Infotafeln zu Computerpionieren, Technischem Fortschritt, Informationsverarbeitung durch die Jahrhunderte. Ich habe unentdeckte Talente entdeckt, nämlich dass ich beim Schnellzeichnen so gut war, dass der Rechner fast immer erkannt hat, was es ist (ok, bei der „Avocado“ habe ich versagt, der Computer sagte, es sei ein Spiegelei) und dass ich die Wand der Winkekatzen programmieren konnte, so dass die kleinen Gesellen munter gewinkt und sich gedreht haben.

Weiter nach oben in die Sonderausstellung: Aufbruch ins All. Probesitzen im Mondlandeflugzeug, „Andocken“ an der Raumstation mittels Flugsimulator. Am beeindruckendsten fand ich die „Deep Frame“ Technologie, mittels derer ein Astronaut durchs All schwebte, ohne dass man eine 3D Brille benötigt hätte, um den Film anzuschauen. Auch der Infofilm zur Entwicklung der Astronomie, der in einer Art Kuppel gezeigt wurde, war toll.

Optisch war alles ansprechend und passend gestaltet, chronologisch und thematisch geordnet, und auch Technophobiker bekommen vor Ort Lust, Dinge auszuprobieren und den Alltag mit anderen Augen zu sehen. Man muss kein Experte sein, um die Entwicklung eines Radios durch die Jahrzehnte zu bestaunen. Oder zu erkennen, wie Computertechnik unser Leben verändert. Wenn man seinem natürlichen Spieltrieb und der Neugier freien Lauf lässt, kann man sich in diesem Museum so richtig austoben. Im Foyer findet man auch noch Spieleinseln mit Computerspielen, falls auch nach der Ausstellung noch Bedarf besteht.

 Zur Stärkung und zum Abschluß waren wir noch im Bistro Hotspot im Untergeschoss, dort gab es galaktisch gute Mandelhörnchen, beim nächsten Mal werden wir dort auch eins der Mittagsmenus ausprobieren, denn – um es mit den Worten eines sehr bekannten Roboters zu sagen „I’ll be back.“


Nixdorf Computermuseum in Paderborn
Früher Firmenzentrale, heute Museum.



Nixdorf Computermuseum, weltgrößtes Computermuseum
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