Ein Wochenende – 3 Schlösser: Kultur pur in Sachsen

Es ist gefühlt eine Ewigkeit her, seit wir unterwegs waren und jetzt endlich war es wieder so weit! Wir hatten uns kurzentschlossen für eine Tanzreise mit Tanz um die Welt angemeldet, da wir mit der Veranstalterin in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht haben. Tanzen und Kultur ist einfach unser Ding. Diesmal sollte es nach Wurzen gehen, der Ort sagte mir erst einmal gar nichts, die Landkarte sagte mir, dass das Städtchen in der Nähe von Leipzig liegt. Wir waren auch voll aus der Übung was Koffer packen anging. Trotz Corona passte übrigens noch alles und auch die Tanzschuhe waren schnell entstaubt.

Vor Ort angekommen, hat uns unsere Unterkunft das Hotel Schloss Wurzen sehr beeindruckt. Wie wir später gelernt haben, ist der Bau deswegen historisch von großer Bedeutung, weil er den Übergang von Burg zu Schloss darstellt und eine der ersten Residenzen ist. Die Zugbrücke und der Graben hatten keine wirkliche Funktion mehr, hier wurde repräsentiert und nicht mehr verteidigt. Nach der obligatorischen Begrüßungsrunde durch Diana und dem ein oder anderen bekannten Gesicht, ging es auch gleich mit meinem persönlichen Highlight der ganzen Reise los: der Schlossführung durch den Schlossherrn selbst.

Ganz große Hochachtung vor diesem optimistischen Mann, der Anfang 2000 die Anlage erworben hat und dessen Alltag seitdem ein tägliches Abenteuer ist. Witzig und informativ ging es kreuz und quer, treppauf, treppab durch fertige, stilvolle Räume und Rumpelkammern unterm Dach. 500 Jahre Geschichte und jede Epoche hat dem Schloss ihren Stempel aufgedrückt. Was macht man, wenn man weiß, dass unter  x Schichten Farbe Wandmalereien aus der Renaissance sind und man sie zerstört bei dem Versuch, sie frei zu legen? Wie umgehen mit der jüngeren Geschichte als das Schloss Polizeistation und Gefängnis in der DDR war? Welche Teile von dem Schloß können touristisch genutzt werden und welche verschwinden für immer im Dornröschenschlaf weil moderne Feuerschutzvorschriften nicht erfüllt werden können? Selten hat sich eine Schlossführung so authentisch angefühlt, wie diese und nie habe ich bisher den Brückenschlag von „damals“ zu „heute“ so live und in den Alltag integriert, erlebt.

Nach diesen Eindrücken haben wir uns im gemütlichen Hotelzimmer ausgeruht, während unsere Tanzkollegen bei Tanzworkshops geschwitzt haben. Das leckere Buffet abends gab es stilecht im Gewölbekeller und danach standen Chansons, Gassenhauer und Musik der 20er  bis 40er Jahre auf dem Programm. Jens Krüger hat das Publikum charmant und unterhaltsam mit auf eine musikalische Reise genommen. Und wer dann noch wollte und konnte: ab aufs Tanzparkett!

Samstag morgen, Frühstück im Schlosshof, besser kann ein Tag nicht beginnen. Direkt danach fuhren wir ins 20 km entfernte Wermsdorf, wo Schloss Hubertusburg auf dem Plan stand. Schloss Hubertusburg ist eine gewaltige barocke Schlossanlage, die 4.größte in Deutschland, die Bedeutentste in Sachsen und dennoch relativ unbekannt. Außer unserer Gruppe war an dem wunderschönen Sommertag auch tatsächlich niemand da. Wer vor dem Schloss steht, erwartet auch innen ein Barockschloss mit viel Gold, Stuck und nackten Engeln. Jedoch: Schloss Hubertusburg ist leer. Das Schloss ist eine Hülle, da es 1760 komplett geplündert wurde. Es wurde nicht nur alles raus getragen, sondern auch alles andere von Wert wurde entfernt, soll heißen die Böden und der Stuck. Von dem Stuck wurde das Blattgold abgeklopft und der Legende nach sind 8 kg Gold zusammen gekommen. Lediglich die Schlosskirche erstrahlt in barocker Pracht. Bis in die 90er Jahre war das Schloss ein psychiatrisches Krankenhaus, seitdem steht es als wunderschöne leere Hülle da. Zu Fuß sind wir noch zum alten Jagdschloss Hubertusburg gegangen, ein Renaissance Bau, in dem heute die Gemeindeverwaltung untergebracht ist.

Zurück in Wurzen sind wir noch durch die Stadt spaziert, haben eine gigantische Mühle entdeckt, diverse lost places und wunderschön renovierte Jugendstilfassaden. Und dann hieß es auch schon fertig machen für den Tanzabend. Ja, richtig gelesen. Tanzabend. Mit tanzen und live Musik und vielen Menschen in einem Saal. Dinge, die man so schon lange nicht mehr erlebt hat. Und es war richtig, richtig schön. Endlich auch mal wieder bis nach Mitternacht aufbleiben 😜, tanzen bis die Sohlen glühen. Sonntag nach dem Frühstück sind wir auch schon wieder gefahren. Es gab zwar noch Tanzworkshops aber Standardtänze sind nicht so unser Ding und – ganz ehrlich – wir hatten so viele Eindrücke gesammelt, mehr ging nicht. Auch ohne die Tanzworkshops war dieses Wochenende ein voller Erfolg und fühlte sich an wie eine ganze Woche Urlaub, so viel erlebt und gesehen. Hoffentlich bald wieder..... 

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Eingangshalle in Schloss Wurzen.

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Eine prachtvolle Residenz - Schloss Hubertusburg

 

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