Paarzeit im Archäologischen Freilichtmuseum in Oerlinghausen

Auch wenn 2022 noch nicht ganz zu Ende ist und man ja nie weiß, was noch kommt, die Paarzeit im AFM war das Highlight des Jahres. Besser kann es nicht werden. „Paarzeit“ – was ist das?! Ich bin auf der Homepage des Museums auf das Angebot gestoßen und war neugierig. Zu Sonnenaufgang oder zu Sonnenuntergang das ganze (ja!!) Museum für sich und seinen Lieblingsmenschen alleine zu haben mit einem vorher individuell abgesprochenen Programm und Preis, wie genial ist das denn! Ich war jedenfalls sehr gespannt als ich erst das Museum angeschrieben habe und kurz darauf mit Andrea Szelinski telefoniert habe. Es war als Geburtstagsüberraschung für meinen Mann geplant und Andrea hat vom Großen Ganzen bis zum winzigen Detail alles perfekt in unserem Sinne organisiert und durchgeführt. Zu einem absolut angemessenen Preis-Leistungs-Verhältnis wohlgemerkt.

Wir probieren gerne Dinge aus und interessieren uns für Alltagskultur vergangener Zeiten, sind gerne draußen und auch „wetterfest“. Mit Thermokleidung und Stirnlampe (die haben wir dann doch nicht gebraucht) ausgestattet, haben wir Anfang November unsere Paarzeit im AFM angetreten. Andrea hat uns bei Sonnenaufgang mit einer Fackel, selbst gebackenen Keltenkringeln und einem heißen Kaffee begrüßt und dann ging es auch gleich los mit unserer Zeitreise in die Steinzeit.

Den ganzen Vormittag lang haben wir viel über unserer Vorfahren und deren Lebensweise gelernt und auch einiges ausprobiert, was der Steinzeitmensch können muss. Es war interessant zu erfahren, dass unsere Vorfahren harte, entbehrliche Zeiten (nach der letzten Eiszeit – bibber) hatten, es aber auch Phasen des gemütlichen Lebens gab, wenn Nahrung im Überfluss vorhanden war und man nicht den ganzen Tag jagen und sammeln musste. Wir haben uns im Steine bearbeiten probiert, für Büromenschen nicht einfach! Andrea hat uns reichlich mit Informationen zum Alltag unserer Vorfahren versorgt, wobei sie immer wieder darauf hingewiesen hat, dass wir viele Dinge nicht gesichert wissen können, sondern aus unserer heutigen Lebenswelt heraus interpretieren.

Wir sind durch die Zeit gereist und haben im Hallenhaus Station gemacht, drin war es zwar dunkel aber da hatten unserer Vorfahren nun endlich ein festes Dach über dem Kopf und Löcher in den Zähnen, weil mit der Sesshaftigkeit auch Getreide angebaut und gegessen wurde. Bisher hatte ich das Bild im Kopf, dass in Felle gehüllte haarige Familienclans Mammuts, Säbelzahntiger und riesige Elche jagten (neben dem Paralleluniversum der Römer und ungefähr bis zum Mittelalter), jetzt weiß ich dass es Nutztiere und Ackerbau gab und man recht viel Fisch gegessen hat. Wir durften prompt am Tümpel unser Angelglück mit einem Fischdummy und einer Art Dreizack probieren. Petri Heil, wir waren beide erfolgreich.

Jagdglück sollten wir auch beim folgenden Speer schleudern und Bogen schießen haben, hier waren die Talente gleichmäßig verteilt: ich war erfolgreich mit der Speerschleuder und mein Mann mit Pfeil und Bogen. Wieder wurden keine Tiere verletzt, wir haben ein Gummiwildschwein und ein Holzrentier erlegt. Während wir Pfeile abgeschossen und wieder eingesammelt haben, hat Andrea ein tolles, reichhaltiges Frühstück vorbereitet – natürlich thematisch passend. Verschiedener getrockneter Fisch, „Steinzeit-Nutella“, Grießbrei und auch moderne Dinge, die man von zu Hause aus dem Kühlschrank kennt. Dass Brot ein absoluter Luxus war und trotz Getreideanbau nur wenig hergestellt werden konnte, haben wir nach dem Frühstück erfahren. Am eigenen Leib bzw. Laib. Denn wir sollten Weizenkörner zu Mehl mahlen. Ach Du liebes Lieschen! Was für eine Schufterei für gefühlt gar keinen Output. Mit ein wenig Magie in Form von Mehl aus dem Supermarkt konnten wir am Ende doch noch zwei Mini-Fladenbrote in der Glut backen.

Glut = Feuer. Liebe Outdoor-Freunde….. es ist richtig schwierig mit Zunder, trockenen Tannennadeln und viel Muskelkater in den Fingern Feuer zu machen. Wir haben es nicht geschafft. Auch mit Feuerstahl waren wir nicht viel besser. Dass wir am Ende doch noch die winzigen Brote backen und Nüsse rösten konnten, das verdanken wir einem modernen Feuerzeug. Andrea hatte wirklich an alles gedacht!

Der Vormittag im Freilichtmuseum steht mit dem Falkner-Workshop letztes Jahr ganz oben auf der Liste der Erlebnisse, an die ich mich immer erinnern werde. Es ist ein tolles Gefühl, auch als Erwachsener nochmal die Chance zu haben, Dinge zum ersten Mal zu tun. Andrea hat uns wunderbar angeleitet, in den richtigen Momenten in Ruhe gelassen und uns strukturiert durch das Museum und das Programm geführt. Ich hatte Andrea im Vorfeld ein wenig von uns erzählt und wir hatten die Eckpunkte abgesteckt. Ansonsten wurde ich genauso überrascht wie mein Mann von der passgenauen auf uns 100% abgestimmten Veranstaltung. Es hat uns alles sehr viel Spass gemacht, die Mischung aus Dinge erfahren und selbst ausprobieren war einfach perfekt. Wir hatten die Möglichkeit, als Team zusammen zu arbeiten, ein wenig in Wettkampf zu gehen oder gemeinsam Aufgaben erfolgreich zu meistern. Andrea hat ein feines Gespür für Menschen und zieht nicht einfach ihren Plan durch, sondern moderierte ein Erlebnis das in seiner Durchführung perfekt auf uns als Paar zugeschnitten war. Das Museum exklusiv für uns – naturnah, historisch und magisch zugleich. Ein besonderes Erlebnis für einen besonderen Menschen, absolut empfehlenswert.

Vielen, vielen Dank an das AFM und an Andrea

Speer schleudern im Archäologischen Freilichtmuseum in Oerlinghausen
Das wird ein Treffer!

Steinzeit Brot mahlen im AFM in Oerlinghausen
Das wird ein Mini-Brot.

 reisehop auf Instagram

 

Kommentare