Feierabend im Archäologischen Freilichtmuseum

Na, wer kennt es nicht? Abends faul auf dem Sofa liegen und gemütlich einen Film schauen? Machen wir doch eigentlich viel zu oft, oder? Also: runter vom Sofa und rein ins Freilichtmuseum in Oerlinghausen. Einmal im Monat wird dort nämlich ein etwas anderer Feierabend geboten, mit einer echten Zeitreise, nicht nur mit einer auf dem Bildschirm.

Wir hatten im Museum schon eine tolle Paarzeit mit Andrea verbracht und dann auf der Homepage gestöbert, was noch angeboten wird. „Ende im Gelände“ nach Feierabend und nach der regulären Öffnungszeit ins Museum: es war klar, dafür mussten wir uns anmelden. Im Gegensatz zur Paarzeit, die auf ein Paar individuell zugeschnitten ist, inklusive der gewünschten Inhalte, richtet sich „Ende im Gelände“ an Menschen, die Lust auf ein gemeinsames Erlebnis nach einem Arbeitstag haben, inklusive geselliger Runde. Auch wenn man das Museum schon kennt, lohnt es sich, da man immer wieder neues entdeckt und lernt. Und außerhalb der regulären Öffnungszeiten kann man sich in aller Ruhe umschauen und die besondere Atmosphäre des Ortes genießen. Der Austausch mit Menschen, die sich auch genau dafür entschieden haben, ist übrigens auch sehr spannend und bereichernd.

Mit einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter ging es dann an einem wunderschönen Sommerabend von der Steinzeit ins frühe Mittelalter, vom Nomadenzelt in feste Behausungen. Wir haben viel über den Alltag der Menschen gelernt und ihre Arbeit, bei der es hauptsächlich ums Überleben ging.  Aus Jägern und Sammlern wurden im Laufe der Zeit sesshafte Bauern. Statt Sofa und Netflix traf man sich am Feuer, als Snacks gab es geröstete Haselnüsse. Archäologen haben bei Ausgrabungen sehr viele Haselnuss-Schalen gefunden, die Nüsse scheinen also sehr beliebt und reichlich vorhanden gewesen zu sein. Wir haben auch viel über Ton brennen und Wolle mit Spindel spinnen erfahren während wir durch die Zeit gewandert sind.

Unsere Ahnen entwickelten sich von Jägern irgendwann zu Nutztierhaltern, im Museum repräsentieren süße neugierige Ziegen und Schweine die Nutztiere. Im Gegensatz zu den Ziegen hatten die Borstentiere schon schnarchend Feierabend und wollten uns keine Audienz gewähren.

Sehr spannend fand ich auch die Infos rund um die handwerkliche Metallverarbeitung, denn irgendwann hatte der Mensch entdeckt, es gibt mehr als Stein, Holz und Knochen, was er nutzen kann, sofern die Voraussetzungen stimmen. Das normale Lagerfeuer schafft 500 Grad Hitze, für Tonperlen brennen reicht das, für Metall planvoll bearbeiten zu können, nicht. Die ersten Lehm Öfen wurden erfunden, um Metall zu verflüssigen, um es in Formen gießen zu können. Vor 10 000 Jahren begann mit Kupfer der Einzug der Metalle in den Alltag der Menschen, welcher sich bereits vom Nomadentum zur Sesshaftigkeit geändert hatte. Soziale Strukturen und Hierarchien entstehen, Schmuck, Werkzeuge und Waffen aus Metall werden zu IT-Pieces, zu Statussymbolen.

Wer das Feuer bändigen und Metalle formen konnte, hatte eine herausragende Stellung in der frühen Gesellschaft. Das Berufsbild des Schmieds war geboren. Eine frühe Schmiedewerkstatt im Freilichtmuseum ist übrigens fast genauso ausgestattet wie eine heutige mobile Feldschmiede, mit welcher Hufschmiede arbeiten. Die Werkzeuge sind immer noch die gleichen. Um den Werkstoff bearbeiten zu können brauchte man damals – wie heute – Kraft, flinke Hände und einen Blick dafür, wann die Temperatur „genau richtig“ ist.

Da es ein schöner, lauer Sommerabend war, haben wir darauf verzichtet, ein Lagerfeuer zu entfachen und haben den gemütlichen Umtrunk (auch Met, wer wollte 😃) einfach draußen in der Sonne gemacht. Schmankerl aus der langjährigen Berufserfahrung als Museumspädagogin von Ulrike inklusive. Und auch Anekdoten der anderen Teilnehmer.... ich sach nur Bernhardiner 😁. Wir haben den Feierabend im Archäologischen Freilichtmuesum Oerlinghausen sehr genossen. Es war lehrreich, lustig, draußen in der Natur und etwas ganz Anderes als in der kollektiven Knickhaltung zu Hause auf der Couch zu lümmeln. 

Feierabend im Archäologischen Freilichtmuseum in Oerlinghausen
Von allem etwas dabei!


Ende im Gelände im AFM
Live und in Farbe. Runter vom Sofa.

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