Vielleicht ist es schon aufgefallen: wir lieben nostalgische Kurorte mit mondäner Bäderarchitektur. Und wenn es dann noch mit Tanz kombiniert ist, sind wir umso lieber da. In Ostwestfalen haben wir Heimspiel in Bad Salzuflen, wo wir regelmäßig das Tanzbein schwingen. Wenn immer möglich auch beim Heimaturlaub in der Nähe von Baden-Baden und nun haben wir auch ein perfektes Ziel für einen Kurzurlaub entdeckt, getestet, für gut empfunden und direkt wieder geplant: Bad Wildungen.
Von Ostwestfalen aus fährt man gemütlich zwei Stunden über Land dorthin und vor Ort geht dann alles zu Fuß oder kostenlos mit der Kurkarte in ÖPNV. Wir hatten uns im Maritim Hotel einquartiert und darüber gestaunt, wie gigantisch groß dieses Haus ist, verglichen beispielsweise mit dem Hotel in Fulda. Das ehemalige „Badehotel“ ist im Kurpark gelegen, historisch-elegant erbaut und im Lauf der Jahrzehnte immer erweitert, so dass es heute 240 Zimmer und Suiten und ganz lange Gänge hat. Ein Schelm wer jetzt an Shining denkt….
Unter dem Hotel ist ein Tiefbunker, ansonsten gibt es in Bad Wildungen einige kleinere und größere Hochbunker aus den Zeiten des 3. Reichs. Man hatte damals große Pläne mit dem kleinen Ort, die Bunker sind erhalten geblieben und können im Rahmen einer Führung teilweise besichtigt werden. Das haben wir noch nicht geschafft, die Führung interessiert uns aber sehr, wir wollen unbedingt daran teilnehmen. Die Bunker sind teilweise erst auf den zweiten Blick als solche zu erkennen, da sie gut getarnt an die Umgebung angepasst und wurden und noch sind.
Eine weitere Kuriosität ist der Bahnhof / Tanzschule. Wir hatten den Tanzabend in der örtlichen Tanzschule Mundhenke eingeplant und waren vor Ort dann doch überrascht von der grandiosen Doppelnutzung des Gebäudes. Der Parkettsaal ist immer Tanzschule, der Raum zum Sitzen ist tagsüber fest in der Hand der Deutschen Bahn und abends räumt die Bahn ihre Sachen zur Seite, die Tanzschule stellt Tische und Stühle rein, und es wird zum Sitzbereich der Tanzschule. Was für eine großartige, durchdachte Idee, ein Gebäude, das abends ohnehin leer steht, so zu nutzen. Und wer jetzt ein bisschen die Nase rümpft: absolut unnötig. Wir haben nach zwei Stunden Anwesenheit erst gemerkt, dass wir eigentlich in der Wartehalle sitzen. Und eben auf den nächsten Tanz warten und nicht auf den Zug.
Da einmal Tanzen am Wochenende einfach nicht reicht, waren wir am nächsten Tag zum Tanztee in der Wandelhalle. Diese liegt im Kurpark, hat ihre mondäne Fassade erhalten, dahinter ist alles lichtdurchflutet, neu und modern. Der Kurpark hat weitere Sahnehäubchen für Architekturfans zu bieten: original aus den 50er Jahren die Konzertmuschel und die – früher wohl – Milchbar. In der Wandelhalle ist auch ein Museum zum Bäderbetrieb inklusive einer Sammlung Blasen- und Nierensteinen. Wie man sieht, dieser Ort hat außer Bunkern, Bäderarchitektur, einem Tanz-Bahnhof noch einige Überraschungen in petto.
Der Tanztee in Europas größtem Kurpark war mit guter tanzbarer live Musik und natürlich kann man sich nebenan im Café auch mit lecker Kuchen und Getränken versorgen, immer fleißig trinken, sonst wird die Steinsammlung vergrößert. Der Tanztee dauert von 14:30 – 17:00 Uhr, also richtig viel Gelegenheit, das Tanzbein zu schwingen und trotzdem noch pünktlich zum Abendessen in der Kurklinik bzw. im Hotel zu sein. Der Eintritt ist für Übernachtungsgäste sogar kostenlos, besser geht’s nicht. Das war jetzt natürlich nicht unser Entscheidungskriterium direkt wieder zu buchen, als wir zu Hause angekommen waren. Die Kombination Tanzabend in der Tanzschule und am nächsten Tag Tanztee, dazwischen gemütlich logieren im Hotel und sich Dank Halbpension um nichts kümmern zu müssen, ist perfekt.
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Europas größter Kurpark. |
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Original 50er Jahre. |
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