„Weihnachten anno 1907“ im Detmolder Schloss

Eine Weihnachtsführung im Detmolder Schloss? Wie schön klang das denn als ich im Internet davon gelesen und sofort zwei Karten für uns gekauft habe! Auch dieses Jahr war die Adventszeit eher trübe, Weihnachtsmarktauf dem Marktplatz und im Freilichtmuseum abgesagt. Keine Adventstanzreise für uns nach Walkenried oder Wernigerode, keine Aussicht auf einen Ball an Silvester. Dafür dieses Highlight im Schloss hier vor Ort, wo wir sogar zu Fuß hingehen konnten!

Die „klassische“ Schlossführung in Detmold hatte ich schon ein paar Mal mitgemacht, das ist immer eine nette Sache, die man mit Freunden machen kann und selbst entdeckt man ja auch immer wieder neue Details. Diverse Themenführungen habe ich in Schloss Rastatt und Favorite schon mitgemacht. Ich glaube alle. Auf jeden Fall sehr, sehr viele und es wurde nie langweilig. Darum lag die Meßlatte ziemlich hoch, was die Erwartungen an Unterhaltung und themenspezifisch aufbereitete Informationen anging.

Ausgestattet mit Maske und Filzpuschen wurde die Gruppe von Fräulein Eckert in weißer Schürze und mit Häubchen empfangen. Da die Herrschaften ausgefahren waren, lies es sich Fräulein Eckert nicht nehmen, ihre Arbeit einmal liegen zu lassen und die Gäste herumzuführen. Normalerweise ist dies die Aufgabe der Hausdiener, wobei ich mir sicher bin, charmanter und souveräner als Fräulein Eckert hätte das niemand machen können. Im Ahnensaal war schon der Weihnachtsbaum aufgestellt, geschmückt mit Zuckerstangen, Kugeln und Strohsternen und wir haben erste Informationen bekommen, wie man damals zur Jahrhundertwende die Weichnachtszeit begangen hat. Wer Fan von Downton Abbey ist, hat durch die Serie schon eine Vorstellung davon. Die Adventszeit war auch eine  Zeit der goßen Bälle und der Ahnensaal im Detmolder Schloss war bereits elektrifiziert und beheizbar! Es wurde den Damen in den schulterfreien Kleidern also nicht zu kalt. Wobei Fräulein Eckert sehr froh darüber war, dass sie mit dem modernen Zeug nichts zu tun hatte und die Unterkünfte der Dienstboten weiterhin traditionell mit Kerzenlicht beleuchtet wurden.

Weiter ging es durch die Räume und Fräulein Eckert hat aus dem Nähkästchen geplaudert. Wie sah so ein Tagesablauf im Winter im Schloss aus, womit vertrieb man sich die Tage. Der Zeitvertreib spiegelte sich auch in den Geschenken wieder: sehr beliebt waren Brettspiele aller Art, kleine Püppchen aus Papier – nach der neuesten Mode gekleidet, Zigarren für den Herrn und Schmuck für die Dame des Hauses. Wenn sich die Fürstenfamilie nicht im Schloss aufhielt, so waren auch schon 1907 Aktivitäten an der frischen Luft angesagt: Jagd, Schlittenfahrt, Spaziergänge und man fuhr auch gerne zum Wintersport in die Alpen.

Als enge Vertraute der Fürstin hat sich Fräulein Eckert natürlich nicht nur mit Haare aufstecken und Hilfe beim Ankleiden beschäftigt, sondern sie hat auch die Wünsche der Fürstin für das Weihnachtsmenu an die Küche weiter gegeben. Und – verraten Sie es keinem – Fürst Leopold hatte einen süßen Zahn: der Nachtisch war ihm der liebste Gang! Darum wurde dieser auch mit goldenem Besteck an der festlich eingedeckten Tafel serviert.

Auch für die Angestellten im Schloss war das Weihnachtsfest etwas besonderes: so haben Fürst Leopold und Prinzessin Bertha am Heilig Abend mittags in der Gesindeküche zusammen mit ihren guten Geistern gegessen und Geschenke verteilt. Da Weihnachten das Fest der Liebe ist, wurden auch Kinder, Bedürftige und Spitäler bedacht.

Unsere Führung endete in der Hofkapelle, schließlich musste Fräulein Eckert zurück an die Arbeit: die Schellen der Pferdekutsche waren schon zu hören, die Herrschaften kehrten zurück. Die Hofkapelle ist übrigens viel jünger als der Rest des Schlosses und wurde recht pragmatisch in einem ehemaligen Gemüsekeller errichtet. Statt Rüben und Kartoffeln gibt es dort nun eine Orgel (an der Fürst Leopold auch selbst spielte) und einen Altar. Wären die Zeiten nicht so, wie sie gerade sind, hätten wir sicher alle noch zusammen „Oh Du Fröhliche“ gesungen. So hat sich das Fräulein Eckert verabschiedet, mit Schlickertüten für die beiden kleinen Schlossbesucher und Getränkegutscheinen für die Großen. Wir bedanken uns für diese stimmungsvolle, feierliche Zeitreise, die kleinen Geheimnisse aus dem fürstlichen Alltag und ein wenig Klatsch und Tratsch. Frohe Weihnachten!

Weihnachen im Detmolder Schloss, Zeitreise
Die festliche Tafel im Schloss.

Bescherung anno 1907 im Detmolder Schloss.
Geschenke für Groß und Klein.

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